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Isalo

Gemeinde Isalo

Die Gemeinde Isalo liegt im Westen von Madagaskar, etwa 450 km entfernt von der Hauptstadt Antananarivo, auf dem Weg von Ansirabe nach Morondava. Auf einer Fläche von 340 km – Isalo ist flächenmäßig 10 mal so groß wie Eching – leben 13.000 Einwohner, verteilt auf 8 Ortschaften (Fokontany): Isalo (2.750 Einwohner), Bepeha (1.265 Einwohner), Dabozato (1.250 Einwohner), Antsikida (1.250 Einwohner), Beoro (1.140 Einwohner), Matsinjo (970 Einwohner), Analambiby (3.580 Einwohner), Soatanana (1.100 Einwohner). Die Ortsteile sind mitunter weit von einander entfernt; von Boreo nach Isalo sind es z.B. 52 km.

Wir sind auf diese Gemeinde gestoßen, weil die gtz und unsere Partnerorganisation Lalona in Isalo mit der Bevölkerung im Jahr 2008 ein Gemeinde-Entwicklungsprogramm aufgestellt haben, das der Trinkwasserversorgung erste Priorität einräumt. Die derzeitige Trinkwasserversorgung ist sehr schlecht. Nur in zwei Ortschaften gibt es Ziehbrunnen (in Analambiby und Soatanana); 3 Brunnen mit Pumpen sind aufgrund minderer Qualität der Pumpen außer Funktion. Viele der derzeitigen Wasserstellen dienen auch als Viehtränken.

Krankheiten wie Diarrhöe, Ruhr, Bilharziose und Krätze sind sehr häufig. Die Kindersterblichkeit ist nach Aussage von Lalona überdurchschnittlich hoch. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar pro Tag.

Vorgesehen ist, in diesem Jahr 14 Brunnen mit Schwengelpumpen zu errichten. 8 davon sind bereits fertig (Stand September 2010); sie sind zwischen 6 m und 23 m tief. Ein Brunnen dient etwa 50 bis 100 Familien. Mit Fertigstellung der 14 Brunnen werden erstmals ca. 4.000 Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben. Und vielen Frauen und Kindern bleiben weite Wege erspart.

Mit der Gemeinde Isalo haben wir einen Vertrag geschlossen. Danach verpflichten sich die Gemeinde und die Dorfgemeinschaften, die Brunnen ordnungsgemäß zu unterhalten. Dazu muß sie einen Wassermeister einstellen, für jeden Brunnen ein Wasserkomitee bilden und von den Benutzern einen "Wasser-Pfennig" erheben.

Wir werden die Gemeinde Ende Oktober besuchen, um die Brunnen abzunehmen und uns ein unmittelbares Bild zu machen, wie die Brunnen genutzt werden und ob Unterhalt und Wartung gesichert sind. Wir werden darüber berichten.

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Bericht über die Reise nach Andranoraikitra und Isalo, Madagaskar
vom 23.9.2012 bis 5.10.2012

Teilnehmer:
Hans-Dieter Stell ( Deutscher Botschafter in Madagaskar )
Christiane Stell ( seine Ehefrau )
Vao Ravalomanana ( Partnerorganisation Lalona )
M. Feno ( Techniker, Lalona , in Isalo )
Hanta Sauerer ( AKE; in Andranoraikitra )
Mme Onja ( BushProof ; in Andranoraikitra )
Mme Tahina und M. Arsenne ( BushProof; in Isalo )
Anette Paulus ( AKE )
Joachim Enßlin ( AKE )

Situation im Lande:

Vor und nach der Fahrt zu unseren Projekten in Andranoraikitra und Isalo viele Gespräche mit Botschaftern ( u.a. dem franz. Botschafter ) und ehemaligen Ministern auf dem Empfang zum 3.10. in derResidenz des deutschen Botschafters, früheren Kollegen im Präsidialamt, in Madagaskar lebenden Deutschen: Dem Lande geht es immer schlechter. Neben der Zunahme der allgemeinen Armut, dem Rückgang der Schuleinschreibungsquote, der Verschlechterung der medizinischen Versorgung, dem Raubbau in den Naturschutzgebieten, der Zunahme der Korruption jetzt auch noch eine erhebliche Verschlechterung der Sicherheitslage: Die Nationalstrasse nach Fort Dauphin im SO wird kaum noch benützt, generell werden nachts Fahrten über Land vermieden; der Fahrer, der uns um 10:00 Uhr abend zum Flughafen bringt, fährt nicht die normale Route. Außerdem überall Buschfeuer ( feux de brousse ) in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Ein Weg aus der Krise? Alle warten auf die Wahlen, die für nächsten Mai angesetzt sind. Kaum jemand erwartet aber, dass sie zu diesem Zeitpunkt wirklich stattfinden. Ravalomanana will wieder antreten, darf aber nicht ins Land. Dann – sagt die internationale Gemeinschaft, überrraschenderweise incl. der Franzosen – darf auch der jetzige Machtinhaber Rajoelina nicht antreten. Also entweder beide oder keiner. Ich halte das für einen frommen Wusch.
Umso wichtiger – und willkommener – die direkte Unterstützung der Menschen vor Ort.

Andranoraikitra:

Unser Projekt im Wallfahrtsort Andranoraikitra, Gemeinde Fandriana, beinhaltet 3 neue Quellfassungen ( ursprünglich 4, die vierte konnte jedoch wegen Protestes der Reisbauern, die um die Einschränkung der Bewässerung ihrer Felder fürchteten, nicht verwirklicht werden) und den oberen Teil des Wasserverteilungsnetzes mit Wasserspeicher. Einweihungsfeier mit viel Geistlichkeit, weil gleichzeitig die Diozösantagung stattfindet.

Besichtigung der ca. 60 m höher liegenden Quellfassungen.




Eine der drei neuen Quellfassungen

Rings um die Quellfassungen Buschfeuer, z.T. noch glimmend. Die Gemeinde wird gebeten, intensiver dagegen vorzugehen, weil die Feuer die Quellen auf Dauer versiegen lassen können



Buschfeuer in Nähe der Quellen

Neue Wasserstelle in Andranoraikitra

 

Banddurchschneidung mit Bischof, Botschafter und Bürgermeister.

Insgesamt wird nochmals unterstrichen, was sich schon beim Besuch von Josef Gerber und Norbert Lichtenfeld herausgestellt hatte, dass nämlich das nachfolgende Verteilungsnetz sehr marode ist und viele Undichtigkeiten aufweist, so dass es trotz der neuen Quellen immer wieder zu Versorgungsausfällen kommt. Der Vorstand des AKE hat in seiner Sitzung vom 17.September beschlossen die Materialkosten und die Ingenieurleistungen für die Erneuerung des Leitungssystems zu übernehmen. In Andranoraikitra schliesse ich mit der Gemeinde und der Organisation Filadelfia, die auch schon Partner des Erstprojekts waren, eine entsprechende Vereinbarung ab. Mit BushProof vereinbare ich, dass nicht automatisch das alte Netz ersetzt wird sondern eine Neuplanung erfolgt, u.a. um überall einen Druckausgleich mit einem angemessenen Druck beim Endverbraucher incl. der öffentlichen Wasserstellen ( ca. 2 bar ) zu erreicheichen. Ferner bespreche ich mit allen Partnern, dass vor bzw. gleichzeitig mit der Erneuerung der Leitungen Wasserzähler eingebaut werden müssen und dass die Höhe der Gebühren ca. 10% der Investitionssumme betragen sollte.

Isalo:

Große Einweihungsfeier - Brunnen und der Schule - in  Anwesenheit des „chef de region“ ( Regierungspräsident ), Leiter der Wasser- und Schulbehörden, Vetreter des Landkreises, deutscher Botschafter mit Frau, Bürgermeister, Gemeinderat, Dorfchefs, …..Fahnen, Nationalhymnen, viele Reden, Rundgang, Zebuschlachten, Tänze. Die Schule ist sehr schön geworden und baulich einwandfrei ausgeführt. Sie trägt, weithin sichtbar, den Namen „ CEG Eching“ (Collège d’Enseignement Générale = Mittelschule Eching).




Die neue Mittelschule mit vier Klasszimmern



Feierliche Einweihung der Schule

 

Vor der neuen Schule

 

Die Klassenzimmer

 

Die neuen Latrinen




mit neuem Entsorgungssystem




Die Mitglieder der Wasserkomitees der neuen Brunnen


Mir fällt auf, dass in allen Reden – nicht nur der des Botschafters und meiner – auf die Notwendigkeit der Pflege der Brunnen und der Schule hingewiesen wird. Ferner Aufforderung an alle, die Buschfeuer zu verhindern. Der Leiter der Schulbehörde betont, dass er sein im November 2011 mir gegebenes Verprechen gehalten und zwei weitere Lehrer Isalo zugeordnet hat. Das CEG hat jetzt 6 Lehrer, 4 staatliche und zwei von den Eltern bezahlte.



Die Solarpumpe läuft.


Die Schwengelpumpe wird von einem Elektromotor betrieben, der ……

 

…….seine Energie von einem Solarpaneel oberhalb des
Wasserspeichers erhält …….



…..von dem aus zwei Zapfstellen bedient werden.



Daneben zur Sicherheit ein zweiter Brunnen mit Handpumpe


Am Tag vor und nach der Einweihungsfeier zahlreiche Gespräche mit Bürgermeister und weiteren Vertretern der Gemeinde, Dorfchefs, 40 Mitgliedern der neuen und einigen alten Wasserkomitees,
50 Mitgliedern des Frauenverbands, Lalona, BushProof …. in ziemlicher Hitze. Heinz Mühlberger, Josef Gerber und Norbert Lichtenfeld haben auf ihren Reisen schon viele Probleme gelöst.

Themen:

1. Brunnen

Allgemeine Übereinstimmung über die Verbesserung des Gesundheits- zustandes ( Abnahme bzw. oft sogar Verschwinden der Diarrhöe ).
Ende Oktober werden voraussichtlich 27 Brunnen funktionsfähig sein. 3 davon haben überhöhte Werte an Kolibakterien. Sie müssen gereinigt und gechlort werden. Die letzten 5 Brunnen werden derzeit von Hand gegraben ( bis zu 18 m Tiefe ), um mittels Betonringen, die unten mit Löchern versehen sind, eine größere Fläche zu erreichen, in der das Wasser aus dem lehmhaltigen Untergrund eindringen kann. Ich weise wiederholt auf die nötigen Abstandsflächen und das Freihalten eines Rings von 50 m von Tieren und menschlichen Exkrementen hin. Es wird versprochen, dass alle Brunnen bis zum Jahresende einen Holzzaun, blau gestrichen, mit Schloss erhalten.

Bei den meisten Brunnen funktioniert die Brunnenkasse. Aus ihr wird der Techniker bezahlt, der die Pumpen repariert und in Zukunft auch die Ersatzteile, die die Vorsitzende des des Frauenverbandes von BushProof kauft und lagert.

Nach Abschluss der Bohrarbeiten werden die Techniker ( 2 Tage )
und die Mitglieder der Wasserkomitees ( 1 Tag ) geschult.

Bis Ende des Jahres erhalten wir eine Aufstellung über alle Brunnen mit Angabe der genauen Lage, der Brunnentiefe, der Ergiebigkeit und der Wasserqualität.

2. Schule

Die Schule macht einen sehr guten Eindruck. Die Gemeinde hat vor allem enorme Eigenleistungen für das Herrichten des Geländes erbracht. Es muss allerdings für den Sport noch besser planiert werden. Einige – ordentliche – Schulbänke wurden noch kurz vor und während der Einweihung montiert. Bis zum Schulbeginn am 8.Oktober sollten alle geliefert sein.
Auch die von Heinz Mühlberger entwickelten,sehr ordentlichen Latrinen sind rechtzeitig fertig geworden. Ein Novum: Urin und Stuhl werdenvon Anfang an getrennt und in unterschiedlichen Zisternen gesammelt. Außerdem können die Latrinen einfach versetzt werden.
Natürlich kommen auch gleich Wünsche: Die Errichtung von Schlafsälen für die weit entfernt wohnenden Jungen und Mädchen. Wir rege die Errichtung eines Gemüsegartens an.

3.    Erdnüsse

Der Vorschlag von Frau Vao, 3 Erdnusschälmaschinen mit Handbetrieb zum Preis von ca. 250 Euro pro Maschine zu erwerben und diese dann an die Ass. des femmes bzw. einige Dorfgemeinschaften zu verleasen, findet Zustimmung.

4.    Wasserhyanzinthen

Mehrere Seen sind zugewachsen. Der Fischfang versiegt. Noch kein rechtes Ergebnis. Norbert Lichtenfeld hat Kontakte zur Erprobung der Herstellung von Biogas. In Antananarivo besichtige ich mit
einem früheren gtz-Mitarbeiter, Herrn Dr.Zehrer, einen See am Rande der Stadt, auf dem im großem Umfang Wasserhyazinthen geerntet, in Säcken gesammelt und für die Zebufütterung weiterverkauft werden.

5.    Grundbuchzertifikate

Vor einigen Jahren war ich Mitinitiator eines 100 Mio.$ Programms mit den USA, in dem eine der 3 Säulen die Eintragung der Bauern ins Grundbuch war. Umso mehr hat mich gefreut, dass am Eingang von Isalo aufgrund dieses Programms ein kleines „ Grundbuchamt“ entstanden ist. Entsprechend ermuntere ich die Bauern, sich ihre Felder durch Zertifikate zu sichern.

6.    Reduzierung der Agrarflächen

Eines der größten Probleme ist die durch Starkregen ( Zyklone ) und das Ansteigen des Flusses Tsiribihina bedingte Versandung der Felder. Sie werden immer kleiner. Hier wäre es ideal, durch Wasserbau- massnahmen die Kontrolle der Überschwemmungen und gleichzeitig eine Bewässerung der Felder zu erreichen.

7.    Genossenschaft

Für viele der oben genannten aber auch weiterer Themen (Düngemittelerwerb, Lagerung und Vermarktung von Agrarprodukten, Kleinkredite) bietet sich die Gründung einer Genossenschaft an,
was auch eventuell durch Mittel der Botschaft gefördert werden könnte (z.B. Beratung).

8.    Gesundheitszentrum

Grosser Wunsch des Frauenverbandes: Sanierung des Gesundheitszentrums. Dieses ist aber nicht sanierungsfähig.
Ein neues erfordert 5 Zimmer ( Arzt, Impfung, Behandlung, Geburt + 1); Gesamtkosten ca. 40.000 Euro.

Zukunft

Mit Serge Ranaivojaona, dem Leiter von BushProof, bespreche ich in Tana neben Abrechnungsfragen und Kommunikationsproblemen, dass eine weitere Zusammenarbeit wohl nur möglich sein wird,
wenn BushProof sich ein neues, stärkeres Bohrgerät zulegt. Kosten ca. 120.000 Euro. Ich rege an, dass BushProof sich mit weiterer Firma zusammentut oder auch ev. ein gebrauchtes Bohrgerät (dürfte es auf dem deutschen Gebrauchtmaschinenmarkt geben) erwirbt.